KINDERGESUNDHEITSBERICHT 2022

Kinder- und Jugendgesundheit vom Rand- zum Fokusthema machen

Stiftung Kindergesundheit legt Kindergesundheitsbericht 2022 vor

Wie steht es aktuell um die Gesundheit der heranwachsenden Generationen? Wie geht das deutsche Gesundheitssystem mit ihren Bedürfnissen um? Was läuft schon gut und wo gibt es Verbesserungspotentiale? Diese und andere Fragen untersucht unser aktueller „Kindergesundheitsbericht 2022“.

Drei Jahrzehnte nach der Unterzeichnung der UN-Kinderrechtskonvention erscheint es angebracht, die aktuelle Lage der körperlichen und seelischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland zu bewerten.

Der Bericht umfasst eine breite Palette an wichtigen Themen und reicht von der Wahrnehmung von Routineimpfungen und Vorsorgeuntersuchungen, über den Einfluss sozioökonomischer Faktoren bis hin zu pandemie- und klimabedingten Einflüssen auf die psychische und physische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Darüber hinaus untersucht der Bericht auch allgemeine systemstrukturelle Fragestellungen und Probleme der pädiatrischen Versorgung in Deutschland.

Vorstellung des Kindergesundheitsberichts am Weltkindertag, 20.09.2022, Berlin

Wie steht es aktuell um die Gesundheit der heranwachsenden Generationen? Wie geht das deutsche Gesundheitssystem mit ihren Bedürfnissen um? Was läuft schon gut und wo gibt es Verbesserungspotentiale? Diese und andere Fragen untersucht unser aktueller „Kindergesundheitsbericht 2022“. Am Weltkindertag, dem 20.09.2022, haben wir ihn Presse und Politik in Berlin vorgestellt.

Vorstellung des Kindergesundheitsberichts am Weltkindertag in der Botschaft für Kinder, Berlin

Zentrale Erkenntnisse auf einen Blick

Der finanzielle und personelle Zustand der Kinderkliniken und -abteilungen in Deutschland ist in vielen Bereichen prekär. Das Fallpauschalensystem für die Vergütung der Krankenhäuser bildet den erhöhten Personalaufwand für die Betreuung von Kindern und Jugendlichen und die hohen Vorhaltekosten der Kindermedizin nicht ab. Eine bedarfsgerechte medizinische Versorgung kann so vielerorts kaum noch gewährleistet werden.

Klimawandel: 

Klimabedingte Krankheiten werden in den kommenden Jahren deutlich zunehmen. Umweltfaktoren und klimatische Veränderungen führen u.a. zu einem deutlichen Anstieg vektorenübertragener Krankheiten, Infektionskrankheiten sowie wetterbedingten psychischen wie allergischen Erkrankungen.

Sozioökonomische Disparität: 

Der sozioökonomische Status der Eltern beeinflusst das physische und psychische Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen. Auswertungen im Bericht zeigen, dass der Einfluss der sozialen Herkunft seit zehn Jahren konstant in starker Weise die Kindergesundheit beeinflusst, ohne dass hier maßgebliche Verbesserungen stattgefunden haben. Beim Ernährungsverhalten und dem Adipositasrisiko hat sich die sozioökonomische Ungleichheit sogar weiter erhöht.

Mentale Gesundheit: 

Die seelische Belastung von Heranwachsenden bleibt auch Jahre nach dem Beginn der Pandemie auf einem hohen Niveau. Depressive Episoden und Angststörungen sind deutlich häufiger aufgetreten als vor Coronazeiten.


Versorgung: 

Im Bereich chronischer wie seltener Erkrankungen gibt es in Deutschland eine deutliche Fragmentierung der Versorgungsangebote, mangelhafte Qualität sowie insgesamt eine Unterversorgung. Vielfach kann das Gesundheitssystem den Bedürfnissen der Betroffenen nicht gerecht werden.

Früherkennung: 

Das deutsche System der Vorsorgeuntersuchungen funktioniert gut und zeigte auch während der Pandemie nur wenige Schwächen. Nachhol- und Optimierungspotentiale bestehen im Bereich der Jugenduntersuchungen (J1 und J2), die im Vergleich zu den U-Untersuchungen noch deutlich weniger wahrgenommen werden.

Impfen: 

Bei Grundimmunisierungen von Kindern und Jugendlichen zeigen sich für manche impfpräventable Infektionskrankheiten große Impflücken. Besonderes unbefriedigend sind weiter die Impfquoten Jugendlicher gegen Humane Papillomviren (HPV).


Ernährung und Bewegung: 

Es bestehen weiterhin schlechte Essgewohnheiten und großer Bewegungsmangel bei vielen Kindern und Jugendlichen. Die mit digitalen Medien verbrachte Zeit steigt, während eine ungesunde Ernährungsweise häufig ist. Der Konsum von Fleisch, Zucker, zuckerhaltigen Getränken und Fast Food ist deutlich zu hoch. Auch die Qualität des Essens in Schulen und KITAs ist häufig schlecht und nicht bedarfsgerecht.


Kinder- und Jugendgesundheit vom Rand- zum Fokusthema machen

Kinder haben ein Recht auf gute Gesundheit. Das Thema Kindergesundheit muss deshalb als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden werden und eine zentrale Rolle in zahlreichen politischen Entscheidungsprozessen einnehmen. Mit dem vorliegenden Bericht wollen wir und unsere Partner – „Die Gesundarbeiter“ der Krankenkasse vivida bkk, MSD Sharp & Dohme und Novartis –dazu einen Beitrag leisten und eine konkrete Debatte anstoßen.

Um uns konstruktiv in diesen Prozess einzubringen, haben wir den „Kindergesundheitsbericht 2022“ erarbeitet. Unser Bericht führt dabei die wichtigsten Daten aus bereits veröffentlichten Studien der letzten Jahre zusammen. Er soll als zentrale Informationsgrundlage für die notwendige gesundheitspolitische Diskussion dienen. Neben der wissenschaftlich fundierten Datensammlung geht es uns aber auch darum, die Diskussion anhand von einigen Maßnahmenvorschlägen und Lösungsansätzen konkret zu machen. Jedes Kapitel ist daher mit Handlungsempfehlungen versehen.

Unsere Partner

Roland Frimmersdorf,

Stiftungsvorstand der Stiftung „Die Gesundarbeiter – Zukunftsverantwortung Gesundheit“:

„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr. Das gilt auch für unsere Gesundheit: Gerade in jungen Jahren werden die Grundlagen für einen gesunden Lebensstil gelegt. Der Kindergesundheitsbericht zeigt detailliert auf, an welchen Stellen wir Kinder und Jugendliche unterstützen müssen, damit sie von Anfang an ein gesundes und ausgeglichenes Leben führen können.

Es war uns als Stiftung ein Anliegen, dieses Projekt zu unterstützen. Gerade in den Bereichen Ernährung und Bewegung zeigt der Bericht deutliche Defizite bei jungen Menschen auf. Genau hier setzen wir als Stiftung an, damit Kinder und Jugendliche von Anfang an gesund aufwachsen.“

Siegfried Gänsler,

Vorsitzender des Vorstandes der vivida bkk

„Der Kindergesundheitsbericht beleuchtet zahlreiche Aspekte, die Kindergesundheit ausmachen und zeigt auf, wo wir ansetzen müssen, um jungen Menschen ein gesundes Leben zu ermöglichen. Dies verstehen wir als vivida bkk seit jeher als wichtige Aufgabe. Nicht zuletzt deshalb haben wir eine Stiftung gegründet, die Kinder und Jugendliche hierbei unterstützt.

Der Kindergesundheitsbericht macht mehr als deutlich: Der sozioökonomische Status ist eine entscheidende Voraussetzung für die Gesundheit junger Menschen. Den Ansatzpunkt, um hier entgegenzuwirken, sieht die vivida bkk vor allem im Bildungssystem. Seit langem setzt sich unsere Krankenkasse politisch für ein eigenständiges Schulfach Gesundheit ein. Denn so ist gewährleistet, dass Kinder und Jugendliche – von der ersten Klasse bis zum Schulabschluss – die Kompetenzen erwerben, die für einen gesunden Lebensstil ausschlaggebend sind.“

Dr. Clemens Kuhne,

Director Policy & Public Health
MSD Sharp & Dohme Deutschland


„Prävention ist in jedem Lebensalter wichtig. Aber in der Kindheit und Jugend kann man das Fundament für ein gesundes Leben legen. Eine gesunde Entwicklung muss so früh wie möglich gefördert, gleichzeitig müssen gesundheitliche Risiken verringert werden. Wie der Kindergesundheitsbericht eindrücklich darstellt, besteht hier in Deutschland an einigen Stellen Nachholbedarf – etwa im Impfbereich. Das Ziel muss sein die Gesundheit aller Kinder zu fördern und ihnen ein optimales Aufwachsen zu ermöglichen. Hierzu bedarf es eines Zusammenspiels all jener, die Mitverantwortung für eine gute Entwicklung unserer Gesellschaft tragen.“

Andre Schmidt,

Chief Medical Officer Novartis Deutschland

Es liegt uns sehr am Herzen, auch den jüngsten Patient*innen mit innovativen Therapieoptionen zu helfen, gesund zu werden und ihnen damit eine möglichst unbeschwerte Kindheit und ein längeres Leben zu ermöglichen. Gerade im Bereich der seltenen Erkrankungen gibt es noch viele Krankheiten, für die es keine Therapieoptionen gibt. Umso glücklicher macht es uns, wenn es nach jahrelanger Forschung und Entwicklung gelingt, Patient*innen - ob groß ob klein, jung oder alt - die Chance auf ein und besseres und längeres Leben zu ermöglichen.

Mit großer Freude haben wir die Stiftung Kindergesundheit als Mitherausgeber des Kindergesundheitsberichts unterstützt. Denn es ist wichtig, aufzuzeigen, wo es Defizite in der Versorgung bei Kindern und Jugendlichen gibt.
Nur wenn wir diese erkennen und benennen, ist es möglich, Handlungsempfehlungen für eine Verbesserung zu entwickeln. Der Bericht zeigt einmal mehr, dass eine ganzheitliche Betrachtung erforderlich ist, um ein Höchstmaß an Gesundheit zu gewährleisten.